Auch für 2021 kein Gebetsatelier – dafür eine Aktion der Waldkirche :-)

Veröffentlicht: 25. Dezember 2020 von lebensbaumwaldkirche in Termine / Projekte

Wie ihr ja die letzten Jahre schon feststellen musstet, ist seit 2017 kein Gebetsatelier mehr zustande gekommen. Der Geist lebt selbstverständlich noch in der Gebetshaus-Initiative Tübingen weiter (das im übrigen in Bälde nur noch unter ghtue.de erreichbar sein wird). Da durch Corona aber ohnehin keine Treffen stattfinden und wir – wie schon öfter in diesem Jahr – wohl stark an das häusliche Beisein gebunden sind, möchten wir einen alten, aber an sich zeitlosen Weihnachtsbrauch aus dem Mittelalter mit euch teilen. Unsere Freaks Danielle und Felix haben die Aktion für die Lebensbaum Waldkirche entworfen und in allen befreundeten Gemeinden geteilt.

Wir entschuldigen uns für den kurzfristigen Blog nach so langer Funkstille. Dabei ist es allerdings überhaupt nicht dramatisch, sich der Einkehr in die Rauhnächte später anzuschließen. Die Einkehr vom 25.12.-6.1. ist zwar traditionell, hat aber durch die Kalenderreformen vor Papst Gregor XIII. und auch moderne Umdeutungen schon ganz andere zeitliche Verschiebungen mitgemacht. Und es besteht ja kein Zwang, jeden Tag passgenau so mitzumachen. Jesus ist immer verfügbar. Besser spät einsteigen, als gar nicht 🙂

Ergebnisse des Gruppenaustausches werden wir hier in kleinen Einheiten bloggen.

Zwischen den Jahren, zwischen den Krisen

Ein geistlicher Impuls für die Weihnachtszeit

Von Felix Walz und Danielle Norberg

Für unsere Jesus Freaks Gemeinde und die Lebensbaum Waldkirche

Viele von uns sind dieses Jahr sicherlich gebeutelt worden durch Lockdown und Quarantäne. Es ist bezeichnend, wie viele Menschen darunter litten. Fast scheint es so, als hätten wir das Zuhausesein verlernt. Dabei zeigt ein heute fast vergessener Kalenderbrauch, wie viel geistliches Potenzial der Rückzug in die häusliche Stube haben kann. Wir möchten das deswegen wieder für uns nutzen, um geistig an der Zwangspause nach Weihnachten zu wachsen, und uns auf kommende Krisen besser vorzubereiten.

Die Idee der Rauhnächte reicht zurück in die Zeit, als man die Monate noch nach den Mondphasen bestimmt hat. Weil ein Jahr aus 12 Mondphasen aber etwa 11,5 Tage kürzer ist als ein Sonnenjahr, zählen 12 Tage/Nächte des Jahreswechsels nicht zum eigentlichen Jahr. Doch viel interessanter ist, dass diese Zeit (oder besser Nicht-Zeit) früher zu einer sabbatlichen Ruhepause mit geistlichen Aktivitäten und Arbeitsverboten genutzt wurde – ein Brauch, der in den letzten Jahren, manchmal etwas esoterisch überformt, wieder in Mode kommt. Diese sabbatliche Ruhepause ist angedacht als eine Zeit von Ruhe und Besinnung, in der im Haushalt bereits alles gut aufgeräumt und vorbereitet ist. „Aufgeräumt und vorbereitet“ heißt dabei nicht zwangsläufig „sauber und ausgemistet“ – der Frühjahrsputz kommt bekanntlich später 😉 Das betrifft natürlich nicht den Müll der ollen Silvesterknallerei. Auch kennt man von der Fasnacht, die in dieser Zeit beginnt, zumindest die Maskenputzede – das Wort hat ursprünglich nur nichts mit Putzen zu tun, sondern mit dem Wort „Butzen“ für Wintergeister 🙂

Eine vollständige Anleitung der Rauhnächte stammt aus Island (um 1200). Darin ist von 13 Tagen des Neujahrsfestes (Jól) die Rede, die aus 3 Festtagen, 4 Ruhetagen, und 6 Zwischentagen bestehen. Auf unseren heutigen Kalender übertragen entsprechen diese Festtage dem 25.12., 1.1. und 6.1., während Ruhetage vom 26.12.-29.12. sind. In diesen 13 Tagen ist der Haushalt genau geregelt: Haustiere darf man wenn es dringlich ist versorgen, Vorräte sollen ganz genau für diese Tage angelegt werden (nicht sparen, aber auch nicht hamstern), und manche Tätigkeiten mit Symbolbedeutung sind ganz verboten. Man soll träumen, beten, räuchern, meditieren. Das alte Jahr reflektieren, aber auch vorausschauen auf das neue Jahr, durch Losewerfen oder dem genauen Betrachten der kommenden Kalenderzeiten.

Gerade Corona hat uns dieses Jahr die Unplanbarkeit und Unberechenbarkeit eines solchen Jahres vor Augen geführt – und natürlich auch die Notwendigkeit eines Bewusstseinswandels. Wir sind der Meinung, gerade als Christen sollten wir einen solchen Wandel wieder anstreben, die Neugeburt des Jahres auch gleichzeitig zu einer Neugeburt des Bewusstseins, und des göttlichen Bundes mit dem Menschen durch die weihnachtliche Gottesgeburt im Menschen nutzen. Es geht darum, Jesus in unser Haus zu lassen, in unser Leben zu lassen, das zu werden, was er ist, und wozu er uns bestimmt hat, damit wir auch durch künftige Krisen gehen und uns nicht fürchten vor Bedrängnissen dieser Welt.

Das besonders mystische Johannesevangelium soll uns hier zu einer Anregung dienen. Es passt aus verschiedenen Gründen sehr gut ins Rauhnachtsbrauchtum, von denen einer sich auf die 7 Ich-Bin-Worte Jesu bezieht. Diese verbinden auf geniale Weise mythologische Bilder mit bedeutsamen Alltagsdingen, sie sind dabei „einladend und anspruchsvoll zugleich“ (Thomas Söding). Die Zahl 7 entspricht dabei ganz genau den Feiertagen (und tatsächlich passen ihre Aussagen auch chronologisch dazu, wie man diese Feiertage nutzen kann), für die Zwischentage bleiben 6 weitere Tage um über die eigene Identität in Gott nachzusinnen. Diese kann im Stillen geschehen (durch Gottes pure Wirklichkeit), durch Fragen, oder durch weitere Bildfelder, die aufgeworfen werden.

Auf der nächsten Seite findet ihr eine Übersicht über die Rauhnächte, und die Verse des Evangeliums, die man ihnen zuordnen kann (Material nach Prof. Dr. Söding und Arsfemina). Lasst uns in dieser Zeit gerne darüber austauschen und von euren Erfahrungen berichten _/\_

Neben den 7 Ich-Bin-Worten findet sich genauso häufiges absolutes „Ich-Bin!“ aus dem Munde Jesu. Das ist eine Anspielung auf die Offenbarung Gottes an Moses, wo es heißt: „Sage deinen Leuten, der Ich-Bin-Da hat mich gesendet“ (Übersetzung nach Hubertus Halbfas; andere Übersetzungen: Ich-Bin-Der-Ich-Bin, Ich-Bin-Es, Ich-Bin-Gegenwärtig, usw.). Vergleichbare Formulierungen finden sich – mit den biblischen entstehungsgeschichtlich eng verwandt – auch in ägyptischen Offenbarungstexten, aber ebenso in indischen Schriften wie der Bhagavad Gita kann man sie finden.

Aus dem mittelalterlichen Wales ist das Lied von Amergin überliefert, das ebenso wie das Johannesevangelium 14 Ich-Bin-Worte enthält, und zudem 6 göttliche Rätselfragen (die alle später durch Deutungen eines Mönchs und poetische Verse erweitert wurden). Diese Verse können zweimal zufällig zu den 7 Joh-Worten gezogen werden und ergänzen sie dadurch vielfältig (und 6 Fragen für die Zwischentage).

Gott spricht und sagt:Deutung: Für…
Ich bin ein Wind des MeeresTiefe
Ich bin eine Welle des MeeresGewicht
Ich bin ein Geräusch des MeeresSchrecken
Ich bin ein Ochse/ Hirsch von sieben Schlachten/EndenKraft
Ich bin ein Greif/Falke auf einer KlippeGewandtheit
Ich bin eine Träne der Sonne »ein Tautropfen«Klarheit
Ich bin die schönste / eine Fee zwischen Blumen[Anmut?]
Ich bin ein EberHeldenmut
Ich bin ein Lachs in einem Teich»die Teiche des Wissens«
Ich bin ein See auf einer EbeneAusdehnung
Ich bin ein Berg der Dichtung»und des Wissens«
Ich bin ein kriegführender Speer[Durchsetzung?]
Ich bin ein Gott, der Feuer/Rauch für ein Haupt macht»um damit zu töten« [oder: Räucherung?] [Macalister: Inspiration?]
1. Wer glättet die Schroffheit der Berge?4. Wer holt die Rinder aus dem Hause Tethra und scheidet sie? [Himmelskühe = Fische/Sterne?]
2. Wer weiß, wo die Sonne untergehen soll?5. Über wen lächeln/freuen sich die Rinder Tethras?
3. Wer ahnt die Phasen des Mondes?6. Wer formt Waffen von Berg zu Berg?

Kontakt: <fidix@gmx.net> <http://www.lebensbaum-waldkirche.de>

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